Bosnien und Sarajevo im Speziellen gehören zu den so ziemlich besten Destinationen, um verlassene Orte aufzuspüren und zu entdecken. Nicht mal ein Jahrzehnt bevor der Krieg in Jugoslawien ausbrach, organisierte die Stadt so die Olympischen Winterspiele 1984, das vermutlich letzte gemeinsame Fest der südslawischen Nationen. Viele Anlagen aus der Zeit, wie die Bobbahn und die Skisprungschanze, sind immer noch vorhanden. Teile davon wurden in den 1990er Jahren zur Frontlinie zwischen den serbischen Truppen und der bosnischen Verteidigungsarmee.

Nach mittlerweile über 30 Jahren seit Beginn des Jugoslawienkriegs hat die alte Bobbahn von Sarajevo sehr an Popularität gewonnen. War sie in den 2000ern und 2010er Jahren eher ein Geheimtipp, kommen jetzt zahlreiche Touristen hierher. Grund dafür ist die 2018 eröffnete Seilbahn zum Mt. Trebević: Vorher musste man entweder wandern oder mit dem Auto in die Nähe fahren. Aber selbst wenn es insgesamt voller geworden ist, dieser Urbex-Ort in Bosnien lohnt sich immer noch. Während man hinunterläuft, hat man so einige Momente für sich, kann den Vögeln lauschen, die Bäume bewundern und coole Graffitis betrachten.

Wie schon erwähnt, hat die Olympische Bobbahn von Sarajevo eine bewegende Geschichte. Sie wurde 1982 im kleinen Berggebiet des Mt. Trebević eingeweiht. Im Februar 1984 fanden dann die olympischen Wettbewerbe mit Zehntausenden von Besuchern statt. Später wurden weitere internationale Events ausgetragen, bevor der Ausbruch des Jugoslawienkrieges dem Ganzen ein jähes Ende setzte.

Während der serbischen Belagerung von Sarajevo wurde die Anlage beschädigt und als Artilleriebasis genutzt. Die Bobbahn wurde damit faktisch zur Front, was man noch an einigen in den Beton gebohrten Löchern oder Schießscharten erkennt. Nach dem Krieg kamen dann die Urban Explorer, Graffiti-Künstler und Mountainbiker, trotz der damals noch bestehenden Minengefahr.

Die Trebević Bobanlage zu besichtigen ist ziemlich einfach. Schon in den 1950ern wurde hier die erste Seilbahn gebaut, die allerdings nur bis zum Anfang der 1990er in Betrieb war und dann fast 30 Jahre still stand. 2018 wurde sie wieder mit neuen Kabinen ausgestattet und komplett renoviert eröffnet. Für gerade einmal 30 KM (15 Euro) geht es sieben Minuten lang nach oben und wieder hinunter. Übrigens: Bevor es zur Talstation geht, kann man sich an einem Automaten einen nostalgischen Kühlschrankmagneten mit dem berühmten Maskottchen der Olympischen Winterspiele 1984 kaufen.

Nach der Ankunft in der Bergstation geht es vielleicht erstmal ins Café oder auf die Dachterrasse im Obergeschoss. Draußen wiederum ist es etwas kompliziert, den Zugang zur Bobbahn zu finden. Über einen kleinen Wanderpfad erreicht man den verlassenen Ort nach knapp zehn Minuten, vielleicht schneller. Hier befindet sich das erste Starterhäuschen. Für den gesamten Weg nach unten braucht man etwa eine halbe Stunde reine Laufzeit. Aber natürlich hält man oft an, um den morbiden Charme dieses Lost Places in Sarajevo voll genießen und viele Fotos machen zu können.



Die gesamte Bobstrecke ist etwa 1,3 Kilometer lang. Am Ende wartet die Zieleinfahrtsbrücke mit den großen Lettern BOSNA und SARAJEVO. Daneben befinden sich die einstige Kühlfabrik und das Kontrollgebäude. Beide sind mittlerweile größtenteils zerstört.

2014 wurde dann groß aufgeräumt. Vor allen Dingen wurden die Minen aus der Umgebung geräumt, so dass das Gebiet mittlerweile wesentlich sicherer ist als andere Urbex-Orte wie die Insel Sazan in Albanien. Trotzdem sollte man nicht unbedingt zu weit von den Pfaden abgehen und hinein in die Wälder schreiten.